Ein Gastbeitrag von Agnieszka Sarnecka, CEO des Berliner e-Health-Anbieters froach
Vor allem seit der COVID-19-Pandemie haben sich die Arbeitsbedingungen stark verändert. Beschäftigte pendeln zwischen Homeoffice und dem Büro, die Digitalisierung in Unternehmen hat nochmals rasant zugenommen und das Arbeitspensum steigt. Das führt zu einer Zunahme der mentalen Arbeitsbeanspruchung. Ein Problem dabei: Es fehlt an ausreichender Regeneration. Denn Pausen werden im Alltagsstress oftmals vergessen. Vor allem sehr pflichtbewusste Beschäftigte erlauben sich oftmals keine Auszeiten. Je größer der Stress und Zeitdruck, desto weniger Pausen nehmen sie.
Die BAuA findet in „Arbeitswelt im Wandel Zahlen – Daten – Fakten” (Ausgabe 2021) heraus, dass viele Erwerbstätige von Multitasking, starkem Termin- oder Leistungsdruck sowie von Störungen bzw. Unterbrechungen bei der Arbeit betroffen sind und dies als belastend wahrnehmen. Denn kein Mensch kann hochkonzentriert unter Dauerstress funktionieren und dabei mental gesund bleiben. Der DAK Psychoreport 2021 meldet alarmierende Zahlen: Von 2010 bis 2020 nahm die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 56 %zu.
Darum sind (Bewegungs-)Pausen wichtig und kein Zeitverlust
Die Erkenntnisse der Erholungsforschung zeigen, dass eine zunehmende Beanspruchung nur durch ausreichend Regeneration kompensiert werden kann. Bewegung ist dabei ein wichtiger Faktor zur Stressbewältigung. Mit Bewegungspausen kommt man zur Ruhe und baut Stress ab. Wenn Angestellte ihre Pausen einhalten, können die Krankenstände in Unternehmen merklich sinken.
Im Arbeitsalltag bieten sich kleine Bewegungseinheiten zwischendurch vor allem in Form von Mini- und Kurzpausen an. Expertinnen und Experten wie froach Mitgründer Thomas Reformat (Dipl. Psychologe und Physiotherapeut) denken: Mini- und Kurzpausen sind kein Zeitverlust. Auch Dr. Johannes Wendsche von der BAuA unterstreicht im Interview mit Thomas Reformat: „Studien zeigen, dass Beschäftigte aufgrund der förderlichen motivationalen Wirkungen diese Zeit rausarbeiten und sie sogar in kürzerer Zeit mehr schaffen als ohne solche Pausen.”
Der baua: Bericht „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Pausen” fasst zusammen: „Eine Studie findet auf deskriptiver Ebene Hinweise, dass insbesondere eine starke körperliche Aktivität während Kurzpausen mit einer geringeren mentalen Anstrengung assoziiert ist […]. Zwei Studien berichten positive Effekte von Aktivpausen auf das Teamklima und eine Studie positive Effekte von körperlicher Aktivität auf das Erholungserleben.”
Warum sind Kurzpausen besser als das Blockpausenmodell?
Häufigere kurze (Bewegungs-)Pausen gehen mit günstigeren Wirkungen einher als das klassische Blockpausenmodell, also eine lange Mittagspause. Ein Grund dafür: Der Körper kann die Bewegung vom Freizeitsport nicht „speichern”. Sport nach Feierabend ist natürlich förderlich, aber bringt bei einem langen Tag am Schreibtisch nicht genug Ausgleich. Es ist bekannt, dass das viele Sitzen das Auftreten von Bewegungsmangelkrankheiten und Zivilisationskrankheiten fördert. Der menschliche Körper ist biologisch darauf ausgelegt, sich regelmäßig zu bewegen. Geschieht das nicht, machen sich Anzeichen bemerkbar wie Antriebslosigkeit, Unkonzentriertheit und Müdigkeit.
Dr. Johannes Wendsche empfiehlt folgende Richtwerte für die Pausengestaltung:
● Mindestens eine lange Pause für Mahlzeiten (z. B. 20 Minuten)
● Mindestens eine zusätzliche kürzere Pause, eher in der zweiten Tageshälfte (z. B. 10 Minuten am Nachmittag)
● Mini- oder Kurzpausen (bis 5 Minuten) alle 2 Stunden
Die Besonderheiten im Homeoffice
Das Arbeiten im Homeoffice bietet einige Vorteile: Die Freiheit der Beschäftigten über ihre Pausen nimmt zu und sie können ihre individuellen Bedürfnisse besser umsetzen. Dies wirkt sich wiederum günstig auf das Wohlbefinden aus.
Gleichzeitig ist oft die ganze Familie zu Hause oder es hakt mit der Technik. Die Kinder unterbrechen eventuell den Arbeitsfluss und Aufgaben können nicht in der geplanten Zeit abgeschlossen werden. Die Reaktion vieler Beschäftigter darauf? Pausen fallen aus oder es wird bis in den Abend gearbeitet.
Daher sollten Angestellte ihren Arbeitstag planen und konkrete Pausenzeiten festlegen. Dabei sollten sie ausreichend Kurzpausen einplanen, da mit Unterbrechungen im Homeoffice zu rechnen ist. So kommt die Erholung nicht zu kurz. Expertinnen und Experten empfehlen dafür digitale Pausenprogramme, die an die Auszeiten erinnern.
So können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber unterstützen
Die Pandemie und das damit einhergehende „New Normal” birgt einige Herausforderungen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Die Beschäftigten müssen erfolgreich und flexibel mit den Maßnahmen erreicht werden. Folgende Schritte sind empfehlenswert:
● Regeneration ist wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden. Etablieren Sie eine gesunde Pausenkultur in Ihrer Organisation.
● Die Rolle der Führungskräfte ist dabei enorm wichtig. Denn sie gehen mit gutem Beispiel voran und motivieren Beschäftigte zu BGM-Maßnahmen. Sie sollten dementsprechend geschult werden.
● Machen Sie konkrete Pausen-Angebote an die Belegschaft. Hybride Lösungen sind flexibel einsetzbar und erreichen viele Beschäftigte vor Ort oder im Homeoffice.
Noch mehr hilfreiche Infos sowie praktische Tipps und Tricks gibt es im froach White Paper „Die Arbeitswelt im Wandel – Gesundheitsförderung in Zeiten von New Normal”.
Die richtige Pausenkultur macht Unternehmen gesünder
Die Arbeitsbelastungen haben in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Die Erholungsfähigkeit nimmt hingegen ab. Viele Beschäftigte leiden unter mentaler Beanspruchung. Unternehmen, die gegenwirken möchten, sollten auf ausreichend Kurzpausen und eine gesunde Pausenkultur achten. So fördern sie nachhaltig die Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaft – egal ob vor Ort oder im Homeoffice.