Pflegeberufe – Dauerarbeiten am Limit
Statement des Bundesverbands Betriebliches Gesundheitsmanagement e. V. [BBGM]

 

Gesundheit unterstützen, wenn die eigenen Arbeitsbedingungen gesundheitsgefährdend sind!?

Der Bundesverband BGM e.V. engagiert sich seit über 10 Jahren für gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen sowie für den Aufbau einer wirksamen Gesundheitskompetenz der Beschäftigten in ganz Deutschland.

Mit großer Besorgnis erleben wir den stetig zunehmenden Druck auf Berufe innerhalb der Pflegebranche. Die Corona Pandemie und die derzeitig verheerende Lage in den Kinderkliniken rückten die Missstände deutlich ins Bewusstsein der Bevölkerung. Große Worte und vielversprechende Aufrufe der Politik verliefen bis heute leider ins NICHTS.  Außer Applaus sowie partiellen Einmalzahlungen wurden keine wirklich nachhaltigen Veränderungen angeschoben – das muss sich ändern!

Es ist hinlänglich bekannt, dass Pflegeberufe im Verlauf eines Jahres regelmäßig an ihre Belastungsgrenze geraten oder diese sogar überschreiten. In unserer täglichen Arbeit zur Förderung der betrieblichen Gesundheit sind Einsätze bei Pflegerinnen und Pfleger ernüchternd bis niederschmetternd. Obwohl Unternehmen und alle Beteiligten grundsätzlich bereit sind, Gesundheitsangebote nachhaltig zu realisieren, scheitern die meisten Versuche an stetig schlechter werdenden Arbeitsbedingungen sowie Dauerüberlastung der Beschäftigten. Besonders in Führungsseminaren für leitendes Personal erleben wir diese Missstände hautnah.

Die Pflege als eine Errungenschaft unseres Sozialsystems findet im „24/7“ Modus statt. Auch wenn die Belegschaft wegen unterschiedlichster Gründe massiv unterbesetzt ist (Fachkräftemangel, Kündigung, Erschöpfung oder Krankheit), kann diese Branche im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe oder anderen Dienstleistungen nicht einfach für ein paar Tage die Öffnungszeiten reduzieren oder etwa krisenbedingte Betriebsferien machen. Es geht weiter und das in Doppelschichten oder mit 50% Unterbesetzung. Allen ist klar, dass Pflegeberufe für die Beschäftigten gesundheitsfördernder und attraktiver werden müssen, um das System nicht zusammenbrechen zu lassen. Falls das nicht passiert, stellen die kommenden Jahre mit Berentung der Babyboomer Generation (40% der Altenpflegekräfte sind älter als 50 Jahre) und sinkender Anzahl nachrückender junger Berufseinsteiger ein nicht mehr zu lösendes Problem dar.

Hier sehen wir die Politik (BMAS/ BMG) in der Pflicht und fordern Taten statt Debatten – und das sofort!

Unsere Erfahrungen an der Basis spiegeln hierfür drei wirksame Handlungsansätze wider:

  1. Verbesserung der Arbeitsbedingungen (v.a. Belastungssteuerung, Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitszeitenregelungen, familienfreundliche Optionen)
  2. Einführung tariflicher Löhne mit regelmäßiger Anpassung (Einführung eines Tarifvertrages bzw. Anpassungen des Tariflohnes)
  3. Erhöhung der Gesamtanzahl an Pfleger*innen in Deutschland (Personalschlüssel)

Vor allem durch eine attraktive und gesunde Arbeitsgestaltung werden entscheidende Anreize für die Tätigkeit als Pflegekraft gesetzt und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt. Ziel sollte es sein, gerade für nachwachsende Mitarbeiter*innen oder Quereinsteiger dieses Berufsbild durch die genannten Ansätze attraktiver und v.a. gesundheitsorientierter zu gestalten.

Der BBGM e.V. bietet an, bei dieser Aufgabe mitzugestalten (z.B. konzertierte Aktion Pflege / Arbeitsgruppe 2). Besonders bei der Frage nach einer gesundheitsfördernden Optimierung der Arbeitsbedingungen sind wir mit unserer Expertise, Nähe zur Arbeitswelt sowie Good Practice Ideen ein wertvoller Partner für lösungsorientierte Akteure oder Gremien.