„Mental Health in der Arbeitswelt“ – Esoterik oder Standard moderner Arbeit

„Freude und Besorgnis zugleich“, das ist der erste Eindruck zum Work Health Day – Thüringen 2024 so Dirk Hübel (stellv. Vorstandsvorsitzender im Bundesverband betriebliches Gesundheitsmanagement e.V.).

Freude wegen dem enormen Zuspruch und einer weit im Vorfeld ausgebuchten Veranstaltung aber auch Sorge, weil die Thematik psychische Gesundheit in deutschen Unternehmen immer mehr zur Herausforderung wird. Sowohl stetig steigende Krankentage als auch die Erwartungshaltung von Beschäftigten zwingt Betriebe, sich dahingehend zu entwickeln.
Wer in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber bleiben will, investiert in ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und betrachtet die psychische Gesundheit als einen obligatorischen Baustein.

Wie schnell stabile, leistungsfähige Beschäftigte in eine mentale Schieflage geraten können, zeigt sich am Beispiel einer privaten Pflegesituation zusätzlich zum regulären Job. Hierbei geraten viele an ihre persönliche Belastungsgrenze.
In Thüringen werden 85% aller Bedürftigen von Angehörigen im privaten Umfeld gepflegt. Für Unternehmen bedeutet das ein Risikopotenzial von ca. 20-30% bei ihrem Personal.

Laut einer aktuellen Umfrage beurteilen 85% der Beschäftigten „Hilfe beim Erhalt der psychischen Gesundheit als wichtiges Jobkriterium (Randstadt 02/2024). Die derzeit höchsten Zuwachsraten bei psychischen Erkrankungen verzeichnen die jüngsten Mitarbeiter <25 Jahre (DAK Psychreport 2023). Diese Negativentwicklung wird getragen von einer pessimistischen Grundstimmung dieser jungen Generation – so blicken nur 39% positiv in die Zukunft und 41% berichten sogar, dass sie mental erkrankt sind (AXA Mental Health Report 2024).

Unter dem Motto „Mental Health in der Arbeitswelt“ – Esoterik oder Standard moderner Arbeit“ trafen sich am 28. Mai ca. 130 Geschäftsführer, Personalverantwortliche und Gesundheitsakteure zur Ideensuche und gemeinsamen Austausch.
Fazit der der Teilnehmer: „Uns ist bewusst, dass sich hier etwas tun muss – die Herausforderung wird sein, dieses Thema mit all seinen Vorurteilen und Unsicherheiten (Kommunikation, Umgang mit Betroffenen, Führungskräfteentwicklung) strukturiert und zielgerichtet umzusetzen.

Dazu gaben die Experten drei Stufen als Orientierungshilfe:

  1. Voraussetzung: Gewinnen der Geschäftsleitung für das Thema
    –> klares PRO-Commitment
  1. Struktur:           fester Baustein im BGM
    –> systemischer Ansatz inkl. konkreter Ziele & Kennzahlen
  1. Umsetzung:     mehrere kleine, aufeinander aufbauende Angebote
    –>
    Wissen aufbauen… Mini Impulse <15min…  Praxisworkshops… Üben & Kompetenzaufbau

Die BGM-Regionalgruppe Thüringen und die vivida bkk greifen den Bedarf nach Vertiefung proaktiv auf und veranstalten am 14. Juni exklusiv für 20 Unternehmensvertreter einen interaktiven Aufbau-Workshop „Mental Health Toolbox – Umsetzungshilfe für die Praxis“.
Hier sollen von Unternehmen für Unternehmen praxisnahe Umsetzungshilfen, Leitlinien sowie Do’s & Dont’s entwickelt werden.
Voraussetzung dafür ist die Teilnahme am Work Health Day 2024.

Die Zukunft wird zeigen, wie deutsche Unternehmen mit dieser Herausforderung umgehen. Vorteile haben die Betriebe, die jetzt schon proaktiv am Erhalt der mentalen Gesundheit ihrer Mitarbeiter arbeiten. Neben wichtigen Aspekten wie Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung liegt im Mental Health auch das größte Einsparungspotenzial (Return on Investment) in Bezug auf betriebliche Gesundheitsangebote.

Alles in allem sehr gewichtige Gründe für einen Paradigmenwechsel – weg von der „Esoterik“ hin zum Standard moderner Arbeit in Thüringen und gesamt Deutschland.