Gesundheit in Deutschland: Hohe Ausgaben, schwache Ergebnisse – eine aktuelle Analyse zeigt auf, woran es hakt.
Deutschland gehört zu den wirtschaftsstärksten Nationen der Welt. Das Sozialsystem ist gut ausgebaut, die Gesundheitsausgaben pro Kopf sind die dritthöchsten innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Trotzdem bleiben die Gesundheitsindikatoren des Landes hinter denen vergleichbarer europäischer Staaten zurück. Die Menschen sind kränker und sterben früher. Wie kann das sein?
„Ein System, das Krankheiten verwaltet, statt sie zu verhindern“
Im Rahmen der Veröffentlichung in der renommierten Fachzeitschrift “Lancet Public Health” haben die Wissenschaftler:innen drei Hauptprobleme identifiziert:
- Fehlende zentrale Steuerung – Deutschland hat keine starke Institution, die Public-Health-Maßnahmen koordiniert. Stattdessen herrscht ein Flickenteppich aus Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen, der zu schlechter Abstimmung und ineffizienter Mittelverteilung führt.
- Zu wenig Prävention, zu viel Reparaturmedizin – Die Krankenkassen investieren Milliarden in hochspezialisierte Behandlungen, während die Finanzierung von Prävention und Gesundheitsförderung weiterhin ein Nischendasein fristet.
- Lobbys verhindern wirksame Maßnahmen – Zuckersteuer? Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel? Regulierungen für Tabak und Alkohol? In Deutschland sind diese Maßnahmen entweder abgeschwächt oder nie umgesetzt worden – oft unter dem Einfluss wirtschaftlicher Interessen. [1]
Gerade Punkt 2 sollte unsere Berufsgruppe bestärken weiter zu machen, aber gleichzeitig auch kritisch hinterfragen, warum vergleichsweise noch zu wenig Geld in Prävention investiert wird. Ist unsere Lobby nach wie vor zu klein oder braucht es mehr evidenzbasierte Nachweise für unsere Arbeit im Feld.
Was denkt Ihr?
Lasst uns zusammen mehr für den Stellenwert von Prävention in unserer Gesellschaft tun.
Neben der Problemidentifizierung wurden auch Lösungsvorschläge erarbeitet – mehr Mut zu Public Health.
Die Autorinnen und Autoren der Veröffentlichung schlagen vier zentrale Reformen vor:
- Eine starke Identität für Public Health entwickeln – Deutschland braucht eine kohärente Vision für Gesundheitspolitik, die Prävention und Gesundheitsförderung in den Mittelpunkt stellt.
- Eine nationale Public-Health-Strategie aufstellen – Gesundheitsförderung darf nicht länger ein Flickwerk bleiben, sondern muss systematisch und sektorübergreifend gedacht werden.
- Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen – Neben dem Gesundheitswesen müssen auch Bildung, Arbeit und Umweltpolitik verstärkt auf präventives Handeln ausgerichtet werden.
- Kommerzielle Interessen regulieren – Die Politik muss sich trauen, gesundheitsschädliche wirtschaftliche Interessen stärker zurückzudrängen, sei es bei Ernährung, Alkohol oder Tabak.
[1] Cloes, Rasmus (04.03.2025): Gesundheit in Deutschland: Hohe Ausgaben, schwache Ergebnisse – eine aktuelle Analyse zeigt auf, woran es hakt. URL: https://www.bips-institut.de/medien/presse/einzelansicht/gesundheit-in-deutschland-hohe-ausgaben-schwache-ergebnisse-eine-aktuelle-analyse-zeigt-auf-woran-es-hakt.html